Mittwoch, 8. April 2009

Guatemala - Mexico

Border crossing
Am Montag morgen nehmen wir um sechs Uhr morgens das Boot (eine "lancha" = altes Holzboot mit Platz für ca. 12 Leute oder je nach Bedarf auch mehr) auf dem Lago di Atitlan nach Panajachel, wo wir vom Shuttle abgeholt werden. In Vollbesetzung und mit ziemlich viel Gepäck auf dem Dach gehts dann innert ca. 4 Stunden an die mexikanische Grenze. Aus dem nirgendwo taucht plötzlich eine Barriere auf und wir betreten die Zone von Geldhändlern, (korrupten) Grenzbeamten, Marktfrauen und Kindern die für einen Hungerlohn Gepäck schleppen. Plötzlich wird alles hektisch, wir gehen mit dem Pass zur Migration von Guatemala für den Ausfuhrstempel und suchen einen Händler um unser tausende guatemaltekischen Quetzales in mexikanische Pesos zu wechseln. Mit etwas Verhandeln können wir den schlechten Kurs von 1.5 wenigstens auf 1.6 bringen ("normal" wäre etwas 1.7 oder höher) - wir müssen das Geld aber hier wechseln weil es mit zunehmender Entfernung von der Grenze an Wert verliert. Unsere Gruppe hat in der Zwischenzeit schon das Gepäck vom Bus genommen (der Bus muss gewechselt werden) und ist Richtung mexikanische Seite gelaufen, während wir noch das Geld zählen. An der Grenze geht das so: der Geldhändler zählt die 100er Noten Quetzales "uno, dos, tres" - zum Glück haben wir mit flinken Augen zugeschaut und gesehen wie aus "uno, dos, tres" plötzlich fünf Scheine wurden. Schlussendlich haben wir dann unsere Pesos erhalten und sind mit unserem Gepäck unserer Gruppe hinterher gehechtet. Etwa 200 m weiter konnten wir den mexikanischen Bus beziehen - einen weissen Chevi Van und ein Fahrer der wohl lieber Formel 1 Pilot geworden wäre. Im Bus erfahren wir von unseren Mitreisenden, dass einige guatemaltekische Grenzbeamten mit unserem Busfahrer diskutiert haben, weil sie von uns noch "zusätzliches" Geld für ihre "Leistungen" wollten. Irgendwie konnte sich der Busfahrer "rausschnorren".
Um fünf Uhr nachmittags sind wir endlich in San Christobal de las Casas angekommen - gesund und munter aber mit einem grossen Loch im Magen weil wir weder Frühstück noch Mittagessen hatten. Wir haben dann schnurstracks unsere ersten mexikanischen Tacos verspiesen! Mmhhh.

Rückblick Guatemala
Die Zeit in Guatemala haben wir sehr genossen. Das Land hat so viel Schönes zu bieten, aber auch seine Schattenseiten. Seit dem Einmarsch von spanischen Erobern ist die Korruption im Lande ein grosses Problem, so dass gar nie eine richtig funktionierende Demokratie geschweige denn eine erfolgreiche Wirtschaft entstehen kann. Wir haben in unserer Familie in Antigua viel über Politik und die Chancen und Probleme von Guatemala diskutiert. Wir mussten mit Bedauern feststellen, dass schon der Ansatz einer Lösung unmöglich zu realisieren ist, weil das Geld auf jeder denkbaren Stufe im Nirgendwo verschwindet (Politik, Wirtschaft, Polizei, etc.). Die Guatemalteken sind sehr freundlich, zuvorkommend und arbeiten viel - doch irgendwie nützt das alles wenig, wenn die Korruption jede Mühe zu Nichte macht.

Zunehmend ist auch der "narcotrafico" (Drogenverkehr) ein grosses Problem das vom nördlichen Nachbarn ins Land hineinkommt. Speziell im Norden und Westen von Guatemala hat es viele Drogenanbaugebiete und die Drogenbarone kommandieren Land und Leute. Zwei Studenten aus Kanada, welche mit uns bei der Familie Romero gewohnt habe, waren zuvor in einer Landregion im Norden um beim Bau von Häusern zu helfen. Eines Tages hatte ein Lastwagen ein Panne in diesem Dorf. Die Dorfbewohner haben entdeckt, dass der Lastwagen voller Maschinengewehre und Munition war und alle haben sich in ihrem Haus versteckt, die Türen verschlossen und abgewartet bis alles vorbei war... irgendjemand, der die Polizei gerufen hatte, bekam ein paar Tage später Besuch (es waren Schüsse zu hören).

Auch in Guatemala City herrscht ein richtiges Chaos und sogar die Einheimischen trauen sich in gewisse Gebiete der Stadt nicht hinein. Die Stadt ist ein richtiges Slum - und ab und zu sieht man einen Bentley (!) vorbeifahren. Vor zwei Wochen sind in der Stadt sechs Busfahrer (von Chicken Buses) erschossen worden. Wir waren richtig geschockt, haben dann aber im Internet gelesen, dass allein im letzten Jahr über 160 Bus- und Taxifahrer in Guatemala City ermordet wurden. Eine Erklärung dafür ist die Erpressung von Schutzgeld durch Jugendbanden, eine andere der perverse Plan der rechten Mafia die "linke" Regierung zu stürzen (durch die Demonstration der unfähigen Regierung, diese Morde aufzuklären). Auch der Drogenkrieg ist in der Stadt präsent. So gibt es z.B. eine Region (zwei oder drei Blocks) die durch die Drogenmafia abgeriegelt wird. Jeder "Fremde" (= alle die nicht Drogen konsumieren, verkaufen oder vertreiben) der da rein geht, wird erschossen. Die Region wird darum von den Guatemalteken grossräumig gemieden und jeder hat Angst sich in der Hauptstadt mit dem Auto zu verfahren (weil alles so schlecht angeschrieben ist) und aus Versehen in diese bestimmt Strasse zu fahren. Überhaupt ist die Angst ein allgegenwärtiger Begleiter (Angst vor Gewalt, Drogen und Existenzangst). Um so mehr haben wir die Guatemalteken jedoch als fröhliche, aufgeschlossene, interessierte und herzliche Menschen erlebt. Sie versuchen unermüdlich ihr Guatemala in die richtigen Bahnen zu lenken. Viele internationale Hilforganisation sind mit regierungs-unabhängigen Projekte präsent (z.B. für Kinder die Hungern weil jedes zweite Kind unter 14 Jahren unterernährt ist, für Waisenkindern oder Kinder die misshandelt werden, Häuserbau, Ausbildung, Abfallmanagement, etc.).

Die Probleme sind komplex und überfordern uns, weil alles unlösbar scheint. Unsere eigenen "schweizerischen" Probleme, z.B. die Sorgen um die Konjunktur, verlieren plötzlich an Bedeutung. Unsere Meinung, dass Demokratie für jedes Land die richtige Lösung zu Wohlstand und Friede ist, kommt ins Wackeln. Wir hoffen sehr, dass Guatemala irgendwie aus seinem Dilema ausbrechen kann.

Trotzdem - oder umso mehr - war es für uns ein besonderes Erlebnis dieses wunderschöne Land zu bereisen. Guatemala hat soviel zu bieten: hübsche gemütliche Städte wie Antigua, aktive Vulkane, Tropenregionen mit Urwald, vergange Hochkulturen wie die Mayas, Karibik, schwarze Pazifik-Strände, lebendige Indigena-Kulturen mit Märkten in Hunderten von Farben - und zu guter Letzt: viele liebenswerte, fröhliche und herzliche Menschen!

Vielleicht ist der Toursimus ein Ansatz zur Besserung in Guatemala, weil mit Touristen auch andere Weltanschauungen und mehr internationale Beachtung ins Land kommen. Wir wissen es nicht...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mer wönschid euch beidne e gueti,ongföhrlichi Zyt in Mexico,schöni Oschtere(gets öppe es Krokosteak Martin?)ond bliebid gsond.Das Johr müend ehr euch ämu kei Gedanke wäg de Schoggikalorie mache...üsi Schoggi esch halt scho di Bescht!!!!Liebi Grüess Fidi

Anonym hat gesagt…

Hoi Yvonne und Martin

Mier wüsche Euch e schöni und spannendi Zit in Mexiko, es mues mega schön si. Üchi Reiserepportage sind sehr interessant! Mier sind im Moment ade Vorbereitig für üsi Hochzit im Juli. Gli isches sowit :-).

Mier wüsche Euch vo ganzem Härze schöni Oschtere und bis gli

Mäni & Mario