Mittwoch, 22. Juli 2009

Nazca, Arequipa und der Colca Canyon

Nach einem kurzen Stopp in Lima sind wir vor 1.5 Wochen nach Nazca um uns die berühmten Nazca Linien anzuschauen. Nazca selber ist ein nettes Dorf mit vielen Restaurants und Souvenirshops für die Massen von meist Eintagestouristen. Wir sind mit dem Bus auf der Panamericana zum Mirador gefahren. Ein Turm von wo aus man einige Figuren (Baum, Hand, alte Eidechse) sehen kann. Man weiss heute noch nicht genau für was die Linien sind. Die Theorien reichen von Grundwasser-Karten, Astro-Karten, kulturelle und religiöse Plätze bis zu Landepisten für Ausserirdische. Letzteres ist aber aus der Luft gegriffen. Die Zeichen (Affe, Spinne, Condor, etc.) waren bis zu 200 m gross. Bedeutender als die Zeichen sind aber eigentlich die Trapezflächen und Linien, welche mehrere Kilometer lang sind und schnurgerade auch über unebenes Gelände führen. Sie werden mehrheitlich der Nazca-Kultur zwischen 0 und 900 n.C. zugeordnet.

Drei Tage später fuhren wir mit dem Nachtbus 9 h nach Arequipa. Arequipa ist die zweitgrösste Stadt Perus und ein UNESCO-Weltkulturerbe. Viele Gebäude sind aus der spanischen Kolonialzeit und einige alte Kirchen sind aus dem schönen weissen Sillar-Vulkangestein gebaut. Die Stadt ist zwar recht gross, aber das Zentrum trotzdem sehr gemütlich, alles ist sauber und gepflegt. Für uns ist Arequipa die bisher schönste Stadt Lateinamerikas. Nach ein paar Tagen Stadtbesichtigung und Harry Potter Kino (die verückte Story dazu folgt zuhause) haben wir mit PeruSchweizExplorer eine Dreitages-Tour in den Colca Canyon gemacht (doppelt so tief wie der Grand Canyon und somit der zweittiefste Canyon der Welt).

Wiedermal hatten wir drei unvergessliche Tage mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe. Mit Guidin Luz und Praktikantin Roxanne, Uli und Wolfgang (Deutschland), Andrea und Felix (Schweiz) und Nathan (Israel) fuhren wir mit dem Bus von Arequipa zum Colca Canyon und machten den ersten Stopp am Cruz del Condor. Hier ist der Canyon am tiefsten (die Berge auf der anderen Seite sind über 5000 m hoch, der Fluss liegt 3200 m tiefer). Hier konnten wir mit hunderten Tagestouristen die Thermikkünstler unter den Vögeln, die Condore (grösster und schwerster Adler der Welt mit einer Spannweite bis 3.2 m), beobachten. Ohne die Thermik innerhalb des Canyons wären die Condore (12 kg) zu schwer zum fliegen. Nach einem Mittagessen in Cabanaconde gings an den Abstieg: 4 h, 1100 m Höhendifferenz und schmerzende Knie. Danach gings über die Brücke und nach San Juan de Chucco hoch, anschliessend noch ca. 1 h weiter steil bergauf zu unserem Tagesziel Cosnirhua. Hier konnten wir bei einer Familie übernachten mit "stubenreinen" Meerschweinchen und Hühnern (weil sie nur in der Küche und nicht in der Stube sind). In einer für uns unvorstellbahr simplen Küche nur mit Feuerstelle wurde unsere Suppe und die Spaghettis fürs "Znacht" gekocht. Wir mussten aufpassen, dass wir nicht auf die Meerschweinchen traten, welche eifrig alle Kochreste auf dem Boden frassen.

Pancakes unter freiem Himmel und eine atemberaubende Berglandschaft waren der Startschuss in den nächsten Tag. Nach der Besichtigung eines kleinen Museums über das Leben im Colca Canyon (die Leute sprechen hier Quechua und nicht Spanisch) sind wir weiter nach Sangalle - eine Oase beim Colca Fluss - wo wir uns in den kühlen Pools erfrischten. Nach dem Mittagessen nahmen wir den harten Aufstieg (7 km, 1100 Höhenmeter) zurück nach Cabanaconde in den Angriff. Martin zu Fuss und Yvonne auf dem Maultier. Nach 1:50 h war Martin - gleich schnell wie die Maultiere - schon auf der Canyonkante angekommen! Aus Mitleid mit dem armen Maultier hat sich Yvonne nach 2/3 entschieden den Rest hochzulaufen und hat die letzten Höhenmeter mit Roxanne und Wolfgang bezwungen. Somit hatten wir alle das feine Znacht und den Gipfelwein verdient.

Am dritten Tag sind wir nach einer kurzen Wanderung zum Mirador mit dem Bus retour das schöne Tal entlang, in die wohltuenden Hot Pools von Chivay und retour über den 4900 m höhen Pass (dort hatte es sogar Schnee!) nach Arequipa. Alles in allem war es eine anstrengende aber sehr schöne Tour durch den Colca Canyon mit unvergesslichen Leuten und Momenten. Umso spezieller war es weil wir mit dem Canyon-Tal und seinen Dörfern eine Region besichtigen konnten, die nur mit Maultieren oder zu Fuss erreichbar ist (das gilt auch für den Transport von Lebensmitteln, Wasserboiler und Kühlschränke).

Donnerstag, 9. Juli 2009

Nordperu und 2000 Jahre in die Vergangenheit

Nach einer langen Busfahrt von Guayaquil (Ecuador) mit einem nächtlichen Grenzübergang haben wir in einige Tage in Chiclayo und Trujillo im Norden Perus Halt gemacht. Die Landschaft ist eine Wüste, sandig und trocken. Der Norden Perus hat sehr viel Kultur zu bieten. In Tumbes haben wir 1500 Jahre alte Pyramiden gesehen der Lambayeque-Kultur. Im super schönen Museo de Tumbes Reales de Sipan konnten wir viele Keramiken, Gold- und Silberschmuck und andere Grabbeigaben bestaunen. Mit Grabbeigaben von nur drei Königen konnte ein 3-stöckiges Museum gefüllt werden! Es war richtig beeindruckend die feinen Keramiken und Schmuckstücke zu bestaunen – allesamt zwischen 1700 bis 2000 Jahre alt! Unglaublich, was die Menschen der Moche-Kultur alles hergestellt haben. Sie waren sehr kreativ und hielten – anders als z.B. die Ägypter – in den Keramiken Emotionen von Menschen und kleinste Details fest. Da wir eine super Guidein hatten, die Archeologie studierte und auch zweitweise in der Schweiz und Deutschland gewohnt hat, erfuhren wir sehr viel Interessantes über die Kulturen des alten Perus. Bei einem Freund von ihr, ein Moche-Künster, haben wir zwei wunderschöne Replikas von Keramik-Vasen gekauft. Er stellt die Keramiken mit den alten Materialien und Techniken her. Er ist recht bekannt in der Region und der Discovery Channel hat mal eine Doku über ihn und die Moche-Kultur gemacht. Man könnte meinen seine Keramiken kosten super viel, aber für 17 Franken für zwei Stück kann man wirklich nichts sagen.

In Trujillo haben wir Chan Chan besucht, auch bekannt als die "goldene Stadt" (weil alles goldig angemalt war) und das Zentrum der Chimú-Kultur (ca. 400 n.Ch.). Die Menschen haben dort Tiere visualisiert - real und abstrakt! Abstrakte Kunst ist also nichts Neuzeitiges. Beeindruckend war auch der 1700 Jahre alte Mond-Tempel mit einer Wand über 60 m lang und 10 m hoch, alles noch in den Originalfarben bemalt!

Nach den Kulturbesuchen sind wir weiter nach Huaraz in die Cordillera Blanca. Von Huaraz aus kann man bei klarem Wetter einige 5000 und 6000er sehen - mit Schnee bedeckt, ähnlich wie in den Alpen. Weil während zwei Tagen Streik ist, konnte wir den Santa Cruz Trek leider nicht machen, somit gehen wir morgen weiter in die Hauptstadt Lima.

Im ganzen Land wird wegen dem neuen Verkehrsgesetz gestreikt und demonstriert. So wie die hier fahren, scheint es als ob es momentan gar kein Gesetz gäbe. Jeder fährt in die Strasse rein wie es gerade passt (Rechtsvortritt, Stop u.ä. gibt es nicht). Rote Ampeln werden ignoriert. Fussgänger müssen über die Strasse eilen, weil die Autofahrer auf keinen Fall vom Gas gehen. Es wird überholt und gedrängelt wo es nur geht. In den letzten Jahren hat die Anzahl der Autos zugenommen, und es entstehen darum Probleme, die früher niemanden tangiert haben. Das Gesetz selber ist eine sehr gute Idee, passt aber vorallem den Taxifahrern und Transportunternehmen nicht, weil sie zukünftig bei gleichem Fahrverhalten Bussen zahlen müssen (z.B. wenn bei Rot über die Ampel gefahren wird). Die Welt dreht hier etwas anders als bei uns. ;-)

Donnerstag, 2. Juli 2009

Wunderwelt Galapagos

To our Galapagos friends of the Guantanamera Cruise and Scuba Iguana: We don´t need to tell you about the unbelievable experiences we made in the Galapagos. But we´d like to thank you for the great time, the funny jokes and the interesting stories. We wish you all the best and hope to hear from you soon! By the way: we tried Riesels universal Galapagos bird call (sucking on his fingers and doing that pff-noise) under water. You wouldn´t believe it: the hammer heads and turtles came in groups!

Nach ein paar entspannten Tagen in Baños (Festland Ecuador), einer original Schweizer-Rösti im Swiss Bistro und einer 7 Stunden Busfahrt nach Guayaquil sind wir vor zwei Wochen zu den Galapagos Inseln geflogen. Ein Archipel von 18 vulkanischen Inseln im Pazifik, auf dem Äquator liegend, 1000 km von der Küste Ecuadors entfernt. Eine Tier- und Naturwelt wie sie sonst auf der Welt wohl nirgends existiert.

Wir waren gespannt und haben uns gefragt ob wir das Glück haben werden mit Seelöwen zu schnorcheln, die urtümlichen Leguane zu sehen und mit Hammerhaien zu tauchen! Nach zwei Wochen in dieser Natur-Wunderwelt haben wir das alles und noch viel mehr erlebt:

Wir haben duzende Seelöwen und Seelöwen-Babys am Strand liegen sehen, beim Säugen, beim Spielen im Wasser, beim Schnorcheln, beim Tauchen. Sie sind super schnell und elegant, kommen unter Wasser zu uns, schauen uns in die Augen und blasen Bubbles aus der Nase, schwimmen durch unsere Tauchbubbels und weg sind sie. Ein paar Minuten später kommt die Seelöwen-Mami mit dem Baby zu uns und das Spiel beginnt von Neuem…

Die Galapagos Pinguine sind die kleinsten Pinguine der Welt und schwammen schnell wie der Blitz an uns vorbei und waren im nächsten Moment wieder hinter der Flosse. Die Begegnungen sind nur sehr kurz aber sehr speziell und atemberaubend.

Nervenkitzel kam auf, wenn die Blue Footed Boobies (Vögel mit blauen Füssen) fischten und dabei wie ein Blitz ins Wasser stachen, zwei Meter von unserem Kopf entfernt. Aus kleinster Entfernung konnten wir spezielle, grosse Vögel beobachten, z.B. Frigat-Vögel mit dem roten Brustsack welche die Weibchen anlocken, Red Footed Boobies am Nesten und beim Ausbrüten der Eier. Von kleinen Darwin Finken bis zu Albatrossen hat es auf den Galapagos alles – und das zu Tausenden und aus nächster Nähe.

Die bekannten Marine Iguanas (Meer-Leguane) mit dem urmässigen Gesicht und den Zacken auf dem Körper konnten wir zu Duzenden auf den Steinen beim Sonnenbaden und beim Kämpfen aus einem halben Meter Entfernung beobachten.

Die Riesenschildkröten mit einem Körper so gross wie ein Mensch, bis 250 kg schwer, sind Urgetiere die uns an Stephen Spielbergs ET erinnerten. Meeresschildkröten sind so nah an uns vorbeigeschwommen, dass sie uns fast berührt haben. Wir haben sie beim Spielen, Vermehren und in der Putzstation (verschiedene Putzerfische kommen zur Schildkröte und befreien Panzer und Körper von Bakterien, Algen u.a.) gesehen.

Tausende Fische von kleinen Putzerfischen über Thunfischen zu Barracudas schwimmen in Riesen-Schwärmen um uns herum und schliessen uns ein. Die eleganten aber doch sehr bulligen Hammerhaie sind recht scheu. Bei Gordon Rocks hatten wir das Glück einige aus einer Entfernung von 3-5 Metern zu sehen. Da blieb uns fast die Luft weg.

Von den unglaublichen Begegnungen mit den Tieren vergisst man fast die beeindruckende Landschaft. Eine Insel tropisch und grün, die andere mit einer kargen Lava-Landschaft wie auf dem Mars, die dritte mit einem karibischen Strand und trockenen Büschen, die vierte mit rotem Sand und steilen Klippen. Auch die Begegnungen mit den anderen Gästen und der Crew auf dem Schiff machen aus der Zeit hier ein speziell schönes Erlebnis.

Morgen verlassen wir die Wunderwelt Galapagos mit unvergesslichen Erinnerungen und der Absicht, dass wir hier nicht das letzte Mal waren. Wir fliegen retour nach Guayaquil und reisen auf dem Landweg von Ecuador nach Piura in Peru.