Donnerstag, 27. August 2009

Pirañas, Hexen und die gefährlichste Strasse der Welt!

Bolivien ist eines der vielfältigsten Länder, das wir bisher bereisten. In den letzten 10 Tagen haben wir Sachen erlebt, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

In Trinidad haben wir 4 Tage auf einem "Amazonas"-Schiff verbracht. Natürlich war der Fluss nicht der Amazonas, sondern einer der irgendwann in den Amazonas mündet. Nichts desto trotz war die Zeit unvergesslich - gleichzeitig relaxend und aufregend. Von Relaxen auf dem Sonnendach, dem Reiten durch schöne Wälder, dem Besuch einer lokalen Fischer-Community über das Suchen von Alligatoren bis zum Piraña-Fischen war alles mit dabei. Den Moskitokrieg haben wir mit einem krassen 100%-Deet-Spray angetreten und sind mit 40 (Yvonne) und 10 (Martin) Stichen als würdige Sieger hervorgegangen. Auf dem Schiff haben wir noch unser 5-Jahres-Jubiläum gefeiert unter dem Motto: fünf Jahre und nur ein bisschen blau… äh grau. (Nein, nicht verlobt!) ;-)

Nach den warmen Tagen sind wir mit einem kleinen Jet (19 Plätze, offenes Cockpit) ins relativ kühle La Paz geflogen. Beim Anflug konnten wir die nächtlich beleuchtete höchste Hauptstadt der Welt (3800 m.ü.M.) durch das Cockpit bestaunen. Es hat uns sprichwörtlich den Atem geraubt, die Luft ist nämlich in La Paz ziemlich dünn. Die Evo-Morales-Stadt gefällt uns sehr gut, es hat viele kleine Gässlein und hunderte Artesania-Shops. Hier findet man praktisch alle Souvenirs, welche es in Ecuador, Peru und Chile gibt – weil sie nämlich alle in Bolivien hergestellt werden. In der Strasse unseres Hotels befindet sich auch der Hexen-Markt. Hier wird von heilenden Tees, über mystische Räucherstäblein bis zu glückbringenden getrockneten Lama-Föten alles verkauft. Für uns eine sehr authentische und aufregende Stadt.

Heute haben wir uns mit einem guten Guide und Top-Bike-Equipment auf die gefährlichste Strasse der Welt gewagt! Ein rasanter Ride auf einer schmalen Schotterstrasse mit tiefen, steilen Hängen. Innerhalb von 3 Stunden (inkl. Pausen) sind wir 65 km von 4700 m.ü.M. auf 1000 m.ü.M. runter gefahren. Die beeindruckende Umgebung hat sich von "Gotthard-Pass" bis zu subtropisch mit Palmen (und Moskitos!) geändert. Die Strasse wurde vor 3 Jahren aufgrund ihrer Gefährlichkeit mit einer neuen geteerten Strasse ersetzt, wird aber immer noch ab und zu genutzt.

Morgen fahren wir – auf einer ungefährlichen Strasse - nach Copacabana am Titicacasee, die zweitletzte Region vor der Heimreise!

Mittwoch, 19. August 2009

Der letzte Monat ist angebrochen…

Mit der Ankunft in Paraguay hat der letzte Monat unserer Weltreise begonnen. Paraguay liegt zwischen Brasilien, Argentinien und Bolivien und wird von den meisten Touristen ausgelassen, obwohl die Leute dort (vielleicht eben gerade darum) sehr hilfsbereit und freundlich sind. Wir haben einige Tage in der Hauptstadt Asuncion verbracht. Zufälligerweise haben wir den Unabhängigkeitstag miterlebt. Hunderte von Uniformierten in Reih und Glied, vom Soldat bis zum Militärchef. Musik, Theater und als Höhepunkt die Ankunft des Präsidenten Paraguays! Gut abgeschirmt von Bodyguards und bewacht von Scharfschützen auf den Dächern der umliegenden Gebäude ist er in einem gepanzerten Wagen angekommen – Hollywood lässt Grüssen. Im Park waren viele Leute, es wurde getanzt, gegessen und gefeiert. Wir freuten uns auf eine grosse Party - da es Samstag war, dachten wir dass am Abend so richtig was ab geht… aber nicht in Paraguay: Restaurants und Strassen waren menschenleer als wir von einem kurzen Ausflug in das Dorf Luque gegen Abend in die Hauptstadt zurückkehrten. Also genossen wir das gute Essen mit nur wenigen Gästen in unserem Lieblingsrestaurant Bolsi. Der Service im Restaurant war top, das Essen super – wie bei uns zuhause. Von der Terrasse aus konnten wir den beliebten Job „Parkeinweiser“ kennenlernen. Wenn man Abends nicht viel zu tun hat, steht man in die Strasse und hilft den Leute beim Einparkieren. Mit der Bezahlung von umgerechnet 10 Rappen ist dann auch gleich noch das Bewachen des Autos mit dabei. Am Wochenende kann man sogar noch während dem „Käfele“ das Auto waschen lassen für weitere 50 Rappen. So werden am Wochenende an jeder Strassenecke Autos gewaschen.

Nach einem kurzen Flug (1.5 Stunden) sind wir am Montagabend in Santa Cruz de la Sierra im Südosten Boliviens angekommen. Für nur 60 Franken mehr konnten wir damit weitere 21 h Bus fahren umgehen. Nach den sehr „europäischen“ Städten in Argentinien und selbst Paraguay, sind wir jetzt wieder in einer etwas „anderen“ Welt. Die Autos sind wieder verbeult und alt, Fussgänger haben wieder keinen Vortritt mehr (selbst wenn sie schon mitten auf der Strasse sind) und alles dauert mindestens doppelt so lange! Zum Beispiel: Wir haben einen Brief mit Bild-DVDs nach Hause geschickt. Dazu brauchte es den Originalpass, zwei Passkopien, einen Fingerabdruck und über 30 Minuten (ohne Anstehen) – das übertrifft sogar den Versand der 10-Kilo-Packete aus Vietnam, Thailand und Nicaragua. Dann haben wir noch bei einem Travel Agent (die buchen nur Flüge) einen Flug von Trinidad nach La Paz gebucht und haben dafür sage und schreibe über eine halbe Stunde gebraucht, obwohl die Dame online bloss Datum, Zeit, Name und Passnummer eingeben musste! Da wir hier nicht leben sondern in den Ferien sind, können wir darüber lachen und erleben somit immer wieder lustige Sachen.

Santa Cruz ist die grösste und modernste Stadt Boliviens und das Wirtschaftszentrum des Landes. Es hat einen schönen Plaza Central mit einer Kathedrale und vielen Restaurants und Marktständen. Gestern war „Dia de Artesano“ (Tag des Kunsthandwerks, einmal im Jahr) mit vielen Marktständen, Einheimischen und super Souvenirs. Uns ist noch aufgefallen: Wir glauben, die Leute hier sehen nicht so gut. Innerhalb von 4 Häuserblocks hats 15 bis 20 Optiker-Geschäfte!

Wir fahren heute nach Trinidad (im Staat Benin im Nordosten Boliviens) und machen dort eine 4-tägige Amazonas-Boot-Tour. Wir haben uns entschieden noch möglichst lange in den warmen Gebieten zu bleiben, auch wenn wir uns somit wieder auf Moskitokrieg einstellen müssen! Hasta pronto!

Montag, 10. August 2009

Zwei Länder – 275 Wasserfälle

Die Iguazu Wasserfälle sind mit einer Breite von 2.7 Kilometern und 275 einzelnen Wasserfällen die grössten Wasserfälle der Welt. Das Wasser stürzt sich 40-80 m tosend in die Tiefe. Die Wassermengen sind beeindruckend!

Wir haben Iguazu zuerst von der brasilianischen Seite in voller Grösse bestaunt. Wie imposant ein Wasserfall sein kann, merkten wir daran, dass ein wunderschöner Regenbogen nur ein Detail am Rande war.

In Brasilien haben wir uns auch den Itaupu Staudamm angeschaut – der grösste Staudamm der Welt, der bald von den Chinesen übertrumpft wird. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Brasilien und Paraguay. Der Damm ist 8 km lang und hat eine Kapazität um 40x soviel Wasser durchzulassen wie die Iguazu-Fälle. Der hier produzierte Strom deckt über 90% des Strombedarfs Paraguays und mehr als 20% des brasilianischen.

Auf der argentinischen Seite der Iguazu Fälle kommt man etwas näher an die einzelnen Wasserfälle ran und kann somit erst ihre Grösse erfassen. Die Garganta del Diabolo war riesig und verschluckt Unmengen von Wasser. Das Wasser wirft soviel Gist auf, dass man den Grund des Wasserfalls gar nicht sehen kann…

Mit diesem Highlight, einer Flasche Wein und einem grossen Stück Bistec de Chorizo schliessen wir den lohnenden Abstecher nach Nordargentinien und den kleinen Zipfel Brasiliens ab und fahren morgen weiter nach Paraguay.

Donnerstag, 6. August 2009

Mmmmhhh... Wein und Fleisch im argentinischen Norden

Seit Monaten konnte Martin in Salta (Nordwestargentinien) wieder einmal richtiges Fleisch essen! Typischerweise bestellt man in Argentinien NUR Fleisch, Beilagen werden falls gewünscht separat bestellt. Ein feines 500 g Filet kostet sage und schreibe 5 Franken! Yvonne hat in der Zwischenzeit die feinen Weine (hier vorallem Malbec und Torrontes) genossen. :-) Wir genossen es, in Salta wieder mal etwas europäisches Stadtflair zu haben.

Frisch gestärkt (und ausgenüchtert) haben wir uns vorgestern für zwei Tage ein Auto gemietet um die Region rund um Salta zu erkunden. Mit unserem Chevrolet Corsa fuhren wir durch schöne Landschaften mit beeindruckenden Felsformationen nach Cafayetet, dem Weinzentrum des argentinischen Nordens. Bei El Esteco (Michel Torrino Weine) machten wir eine interessante Führung durch den Betrieb und haben u.a. die Lieferung an Denner begutachtet. Nach ein paar feinen Degustationen blieben die Nacht in Cafayete. Bei wunderschönem Morgenlicht nahmen wir den Weg nach Cachi und schliesslich retour nach Salta in Angriff. Die Strasse war zu 70% holper-depolter-Schotterstrasse (= 200 km), die Nationalparks aber sehr eindrücklich.

Mit Büchern, Essen und geladenem Ipod eingedeckt fahren wir in wenigen Stunden nach Puerto Iguazu im Nordosten Argentiniens zu den berühmten Iguazu Falls. Die Fahrt dauert sagenhafte 23 Stunden!

Sonntag, 2. August 2009

Die Naturknaller Nordchiles und Westboliviens

Die letzten zwei Wochen haben wir die unglaublich beeindruckende Natur in Nordchile und Westbolivien genossen. Von der super Chakana Mountain Lodge (Danke George und Marisol fuer die unvergessliche Zeit!) in Putre haben wir uns den Parque National Lauca im Norden Chiles angeschaut. Weite Andenlandschaften mit vielen freien Tieren (Vicunas, Llamas, Alpacas, Anden-Hasen, etc.), teilweise gefrorene, klarblaue Lagunen mit Flamingos, umrandet von schneebedeckten, 6000 m hohen Vulkanen schaffen eine unglaubliche Landschaft. Da der Nationalpark zwischen 4000 und 6000 m liegt und es Winter ist, waren die Temperaturen ziemlich unter Null und der Wind eisig. Mit zwei dicken Fleece-Pullis und Windjacken ausgerüstet haben wir der Kälte getrotzt und die unglaubliche Landschaft zusammen mit Lisa, Nenab (aus der Schweiz) und unserer Guidin Marisol (Chilenin) genossen.

Mit dem Nachtbus sind wir weiter nach San Pedro de Atacama. Ein richtig touristisches Stätchen mit vielen Restaurants und unzähligen Touranbietern. Wir haben uns dort das Valle de La Luna angeschaut, verbunden mit einem schönen Trekking als Alternative zur touristischen Bus-Foto-Tour. Die Landschaft dort sieht wirklich so aus wie wir sie auf dem Mond vorstellen. Wir wanderten durch den Canyon und rannten barfuss die Sanddünen hinab um anschliessend den Sonnenuntergang zu geniessen. Es war ein wirklich schöner Tag und wir hatten für einmal nicht so kalt wie sonst.

Da der Weg von San Pedro nach Salta (Nordargentinien) noch zu war, weil der Pass verschneit ist, haben wir uns entschieden von San Pedro aus mit einer Tour nach Uyuni zu gehen. Wir wollten eine individuelle 5-Tagestour zu den Lagunen Südboliviens und die Salzwüste Uyuni machen. Leider konnte wir keine 2 weiteren Leute mehr finden weils gerade nicht so viele Touristen hier hatte und die meisten die klassische 3-Tagestour machen wollten. So machten wir wohl oder übel auch die 3-Tagestour. Wir waren zwei Gruppen (total 9 lustige Leute mit zwei Guides in zwei 4x4 Jeeps). Wir fuhren durch weite, trockene Landschaften mit Bergen in den Farben rot, grün, weiss, gelb. Wir besuchten grosse Lagunen (die tiefste ist nur 2 m tief, dafür aber mehrere hundert Meter breit), wovon jede wegen verschiedenen Mineralien eine andere Farbe hat - weiss, grün, blau, rot, schwarz! In Realität viel farbig als auf den Fotos und unglaublich schön. In einigen Lagunen hatte es Flamingos, welche wir teilweise aus einer Distanz von nur 3 m sehen konnten. Die Lagunen und die Wüstenlandschaft mit Salvador-Dali-Felsen waren ein richtiges tolles Erlebnis - echte Naturknaller. Die Nächte waren mit -20 Grad draussen in den unisolierten Unterkünften richtig eisig, wir haben es aber mit vielen Decken gut überlebt. Alle Naturerlebnisse der letzten Tage wurden am dritten Tag getoppt von der Salar de Uyuni - mit 12000 km2 der grösste Salzsee der Welt! Unbeschreiblich schön und riesig! So weit wie man schaut ist es nur weiss. Nach einem magischen Sonnenaufgang haben wir mit unseren Tourmates ein paar lustige Fotos gemacht. Da der Boden so weiss ist, ist die Perspektive weniger erkennbar, so dass man täuschend echte Bilder machen kann. Die Landschaften auf dieser Tour waren unglaublich und etwas von verücktesten das wir je gesehen haben. Leider war unser Tourguide Emilio von der Agentur Estrella del Sur nicht so der Hammer, mürrisch und ab un zu während dem Fahren eingeschlafen. Dank einer tollen Truppe von Franzosen, Engländern, einer Holländerin, einem Spanier und einer Laettin hatten wir aber trotzdem eine unvergessliche Zeit!

In der Stadt Uyuni (Bolivien) selber gibt es nicht sehr viel zu sehen. Darum sind wir mit dem Nachtzug an die südliche Grenze gefahren und anschliessend mit dem Bus 8 h nach Salta in Nordargentinien. Hier verweilen wir jetzt ein paar Tage und geniessen das gute Fleisch (Martin) und den feinen Wein (Yvonne). Weil wir etwas mehr Zeit haben, haben wir uns entschlossen einen Abstecher nach Nordargentinien zu machen und uns die Igazu-Falls anzusehen, bevor wir dann via Paraguay wieder retour nach Bolivien gehen und uns auf den Weg nördlich Richtung Endstation Cuzco (Peru) machen.

Wir hoffen ihr geniesst den Sommer, ihr habts für einmal sicher wärmer als wir! ;-)