Freitag, 29. Mai 2009

Busfahren in Lateinamerika

Wir haben inzwischen schon einige Regionen Lateinamerikas besucht es gefällt uns richtig gut. Die Leute sind super freundlich, authentisch und interessiert. Am besten gefällt es uns bis jetzt in Guatemala und Nicaragua. Nicht nur wegen den unterschiedlichen Landschaften, sondern vorallem wegen den Leuten. Wir haben in den letzten zwei Monaten diverse Transportmittel benutzt um von A nach B zu kommen und dabei einige lustige Sachen gesehen. Wir stellen euch hier einmal die verschiedenen Busse vor, das Transportmittel Nummer eins in Lateinamerika.

1. Touristenbusse
Diese sind vor allem im Mexico sehr präsent. Richtig komfortable Reisecars mit bis zu 60 Sitzen. In Mexico sind wir oft mit diesen Bussen gereist, weil die günstigeren Busse nur marginal günstiger waren. In den Bussen waren entgegen unseres Erwartens auch viele Einheimische (meistens fast mehr Einheimische als Touristen). Die Busse kommen mit allem Komfort den man sich wünschen kann: verstellbare Sitzlehne, A/C, TV, Toilette und Sitzreservation. Während in Mexico nur die Sitze besetzt waren, wurden in Honduras in den Gängen mit kleinen Plastikstühlen noch zusätzliche Plätze geschaffen (zum gleichen Preis versteht sich).

2. Minibusse / Shuttles
Diese sind sehr populär in Guatemala und teilweise auch in Mexico. Die Busse haben zwischen 10 und 20 Sitzen und sind immer voll. Auf dem Dach hat jede Menge Gepäck Platz von Rucksäcken über Marktartikel bis zu Bettgestellen und Matrazen. Die Minibusse sind noch recht bequem und man kommt gut mit den Leuten ins Gespräch – wenn sie nicht gerade am ein- oder aussteigen sind. Einmal haben wir es erlebt, dass der Fahrer seine ganze Familie (Frau und zwei Kinder) mitgenommen hat.
In Honduras gibt es auch Minibusse. Diese sind allerdings die schlechteste Option weil die Fahrer so schnell fahren, dass man froh ist keinen Fensterplatz zu haben. Sie sind aber trotzdem langsamer als andere Busse, weil in einem Dorf alle paar Meter angehalten wird. Zudem sind die Busse überfüllt. Wir sind z.B. von Copan Ruinas Richtung Santa Rosa de Copan gereist und durften 10 Sitze mit ca. 20 Leuten teilen. Die Leute kennen sich untereinander alle. Die Busse sind auch sehr beliebt für Postlieferungen. Im Ort A gibt eine Frau dem Fahrer einen Brief mit. Irgendwo zwischen Ort A und B wartet dann jemand auf der Strasse, der den Brief während laufender Fahrt entgegen nimmt.

3. Chicken Busses
So werden die legendären alten Schulbusse aus den USA genannt! Während sie in Honduras meistens als School Bus beschriftet im traditionellen Orange zu finden sind, sieht man sie in Nicaragua und insbesondere in Guatemala in allen Farben. Die Qualitätsspanne reicht von schön zu recht gemacht bis Rostbeule. Allen gemeinsam sind aber die vielen religiösen Sprüche wie z.B.: "Jesus Cristo bendige este bus y sus pasajeros (Jesus beschütze diesen Bus und seine Passagiere)" oder unser Lieblingsspurch "No the preocupes si no regreso, yo soy con Jesus Cristo (Mach dir keine Sorgen wenn ich nicht zurückkomme, ich bin mit Jesus)". Die Sprüche werden mit Maria-Figuren, grossen Jesus-Klebern und bunten Kreuzen ergänzt und geben damit die Legitimation zum Fahren wie der Teufel persönlich. Egal ob mit 100 kmh auf der Schotterstrasse oder mit 80 kmh um eine Haarnadelkurve wo es 50 Meter runter geht: solange gebetet wird, wir wohl nichts passieren. Ihr könnt uns glauben, wir haben häufig nicht nur wegen der Hitze geschwitzt - sind bis jetzt aber immer wohlbehalten angekommen. Die Busse sind das günstigste Transportmittel (und in Nicaragua meist das einzige). Eine Stunde Fahrt inkl. Unterhaltung (siehe unten) kostet unter 1 USD.
In den Chickenbussen arbeiten neben dem Fahrer zwischen 1 bis 3 Leuten, einer zieht das Geld ein, einer hängt an der Türe raus und schreit raus wohin der Bus fährt und der Dritte ist verantwortlich für das Gepäck (oder je nach dem einer für alles). Effizienz ist in Lateinamerika normalerweise ein Fremdwort, nicht aber bei den Chickenbusses: Um Zeit zu sparen, geht der Gepäck-Mann bei 80 kmh-Fahrt bei der Hintertür raus, klettert an der Metallleiter den Bus hoch, läuft über das ganze Dach und holt das Gepäck von einem Passagier, der im nächsten Moment aussteigen möchte. Aber passieren kann ja nichts: Jesus beschützt diesen Bus und seine Passagiere. ;-)
Eigentlich immer läuft im Bus spanisch-sprachige Pop-Musik. Jedes zweite Lied heisst etwas mit „corazón“ (Herz), jedes andere mit “ amor“ (Liebe). Es sind also praktisch immer so richtig kitschige Balladen, welche alle kennen und lauthals und dramatisch mitsingen. Allen voran die Männer!
Lustig sind auch all die Verkäufer, die laufend in den Bus ein- und aussteigen. Es wird einfach alles verkauft: Wasser und Milch in Plastikbeuteln, frischer Käse, Gepäck, Pollo con Arroz (Hühnchen mit Reis), Früchte, Kaugummi und und und. Aber nicht nur Esswaren, auch Sänger versuchen ihr Glück. Da kommt zum Beispiel der 10jährige Junge und singt ein Lied über Armut und Hunger um damit Geld zu sammeln. Wir sind uns allerdings nicht sicher ob die Leuten etwas geben weil er es braucht oder damit er aufhört zu singen… Medikamenten-Verkäufer sind auch sehr beliebt. Einmal stieg ein Mann ein und hielt einen Vortrag über all die lieben Bakterien und Würmer, die tagtäglich den Magen plagen (ironischerweise war das gerade 3 Tage nach der Entdeckung von Yvonnes Amöben...). Der Mann hat ein natürliches Allerheilsmittel gegen alle diese Würmer, Parasiten und wie sie heissen. Er ist rhetorisch fast so gut wie Barack Obama und unterhält uns während einer guten halben Stunde. Auf der Medikamenten-Packung steht ein Preis von 150 Lempiras für 10 x 20 Tabletten (man kriegt es rezeptfrei in der Apotheke). Die Leute sind erpicht auf das Medikament und viele kaufen 3 oder 4 x 20 Tabletten, schliesslich macht der Mann einen richtig guten Preis: 20 Lempiras für 20 Tabletten! Jetzt könnt ihr selber nachrechnen was der Typ verdient, wenn er in einer halben Stunde zwei ganze Verpackungen verkaufen kann.
So gibt es noch viele kleine lustige Stories, die unglaublich aber wahr sind. Beeindruckt sind wir immer von den vielen Kindern die mit ihren Mamis oder Geschwistern reisen. Selbst nach 2 oder 3 langweiligen Stunden im Bus, sitzen sie immer noch bei Mami auf dem Schoss, ruhig, zufrieden und kein „zänne“. Die Leute sind hier ja alle sooo geduldig. Vielleicht liegt das daran, dass die das ganze Leben immer so lange auf die Busse warten müssen. Wenn es heisst es kommt jede Stunde ein Bus (um eins, zwei, drei, vier, fünf), und der um drei und vier heute nicht kommt, kommt halt vielleicht einer um fünf. Aber irgendwie geht’s immer forwärts.

Wir sind heute in San Juan del Sur angekommen, ein Surfort an der Pazifikküste Nicarguas. Zuvor haben wir mit Rosalee und Dan aus Londen (haben wir in Leon getroffen)eine super gute Woche in Masaya (bester mercado de artesania), in Grenada (der schönsten Kolonialstadt Nicaraguas) und auf der Isla Ometepe verbracht. Nicaragua hat viele schöne Orte zu bieten und eine gute Portion an Kultur, Menschen und Humor.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo zäme schön dass es euch trotz dene wilde Busfahrte so guet goht(obwohl sech mer jo schochli d`Nackehoor stellid)!Es esch emmerweder intressant z`ghöre wie anderi Länder so ehri Sitte hend.Danke vellmoll förd Gebortstagcharte ond natürli för das lange Telefongschpröch!Ha mech rieseig gfreut.So langsam plangid mer alli au em September entgäge....!Möchids wieterhin so guet(ond vergässid s`bätte ned...) Ganz liebi Grüess vo s`Leutners